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Bis 11.2., René Burri: „Die Deutschen“

Bis 11.2., René Burri: „Die Deutschen“

Der Mann, dessen Porträt des rauchenden Revolutionärs Ernesto Che Guevara zu einer Bildikone geworden ist, der Winston Churchill, Picasso, Le Corbusier fotografierte, der mehrfach mit seiner Kamera um die Welt reiste, dessen Aufnahmen von China, Brasilien weltbekannt sind, hatte ein Projekt, das ihn über fast 50 Jahre immer wieder beschäftigte: „Die Deutschen“.
„Als René Burri seine wohl bedeutendste, wenngleich bis heute oft unterschätzte, zusammenhängende Werkserie „Die Deutschen" in Zürich (1962) und in Paris (1963) erstmals als gleichnamiges Buch veröffentlichte, kollidierten seine Bildfindungen mit den Selbstbildern der beiden deutschen Staaten, dem demokratisch -freiheitlichen auf der einen Seite und dem antifaschistisch -sozialistischen auf der anderen. Entsprechend unterkühlt war die anfängliche Rezeption in der Heimat der Deutschen. Dabei ging es dem gebürtigen Schweizer darum, sich selbst ein Bild vom Geburtsland seiner Mutter zu machen, so fremd und doch vertraut. Er versuchte das offizielle Bild dieses Landes im Kalten Krieg, welches er durch seine Aufträge als MAGNUM -Fotograf ja auch mitprägte, mit persönlichen, differenzierteren Beobachtungen in Einklang zu bringen. Er ordnete und mischte seine ausgewählten Motive, stellte bewusst das eine neben das andere und kam so diesem geteilten Land und seinen Menschen erstaunlich nahe. Dabei rieb er sich aber oft am uni formierten und geschichtsvergessen Auftreten in West wie in Ost. Das andere Deutschland, das Burri so liebte und bei jeder sich bietender Gelegenheit aufsuchte, lag weder hüben noch drüben, sondern am ehesten wohl in der Sprache, an den Wirkungsorten, im S chaffen und im Humanismus der Künstler, Dichter und Denker. Hier scheint er auch so etwas wie Seelenverwandtschaft gefunden zu haben. 1998 wurde eine Auswahl dieser Serie letztmalig in Deutschland gezeigt. Grund genug, „Die Deutschen“ heute noch einmal neu zu betrachten und dabei Burris Deutschlandbild (auch) im Rückblick auf mittlerweile mehr als 75 Jahre Nachkriegs- und über 30 Jahre Nachwendezeit mit der Gegenwart abzugleichen. “ (Daniel Blochwitz)

Die Ausstellung gibt mit fast 200 Fotografien einen umfangreichen Einblick in dieses große Thema der Fotolegende René Burri. Danach soll sie in weiteren Museen in Deutschland und Frankreich Station machen. Ergänzend zu den Bildern der Serie „Die Deutschen “ werden einige seiner bekanntesten Porträts sowie Kontaktbögen, verschiedene Publikationen und ein Film gezeigt. Kurator dieser Ausstellung ist Daniel Blochwitz (Zürich). Sie entstand in enger Kooperation mit der Familie Burri, dem Museum Photo Elysée in Lausanne sowie der freundlichen Unterstützung von MAGNUM Photos. Gefördert wird das Projekt durch die Thüringer Staatskanzlei. Vorträge und Führungen finden im Rahmen des Begleitprogramms statt. Die Termine entnehmen Sie bitte dem Faltblatt zur Ausstellung sowie der Webseite www.kunstmuseen.erfurt.de

Foto: René Burri: Ostberlin, Ostdeutschland, 1964, aus der Serie Die Deutschen, Bromsilbergelatine-Abzug, Vintage Print, © René
Burri / Magnum Photos. Fondation René Burri, courtesy Photo Elysée

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