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Rembrandt – Meisterwerke der Radierkunst

Rembrandt – Meisterwerke der Radierkunst

„Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Rembrandt wurde wegen der ihm eigenen Art der Radierung von Kennern mehr geschätzt als um seiner Malerei willen“ (Filippo Baldinucci, 1686)

Kaum ein anderer Künstler wird derart oft für Illustrationen von Büchern verwendet, wie Rembrandt Harmensz van Rijn (1606 – 1669). Diese Vorliebe ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sich der Künstler intensiv mit Texten der Heiligen Schrift auseinandergesetzt hat und seine Blätter über kompositionelle Fragen hinaus eine tief durchdachte Deutung des Geschehens bieten.

Die Technik der Radierung kommt der Zeichnung mehr als jede andere Druckgraphik nahe und war deshalb bereits im 17. Jahrhundert ein begehrtes Objekt der Sammelleidenschaft. Im Gegensatz zum Kupferstich verwendete Rembrandt die Radierung nicht zur Wiederholung der Kompositionen, die er für Gemälde gefunden hatte, sondern sie ist für ihn ein eigenes – vielfach variiertes – Mittel des künstlerischen Ausdrucks. Da er sich dabei an den Interessen des Kunstmarktes orientieren musste, bildeten sich bei den Themen einzelne Gruppen heraus, die auch in der Gliederung der Ausstellung ihren Niederschlag finden.

Wesentliche Gemeinsamkeit der Blätter ist aber eine scharfe Beobachtungsgabe des Künstlers, die fern jeder Idealisierung Menschen und Schauplätze festhält, sowie ein subtiles Einfühlungsvermögen in dargestellte Charaktere. Grundlage dieser Charakteristik in Rembrandts Werk ist die intensive Beschäftigung mit dem Selbstportrait, in der er seine eigene Person als Modell vor dem Spiegel in unterschiedlichen Posen und Verkleidungen studiert. Fast alle diese Blätter tragen stolz die Signatur des selbstbewussten Künstlers, der so wie seine prominenten italienischen Vorbilder Michelangelo oder Raffael, dafür nur seinen Vornamen verwendet.

Im Besonderen widmet sich die Ausstellung der Gegenüberstellung unterschiedlicher Variationen desselben biblischen Themas. Einer früheren Phase effektvoller barocker Dramatisierung in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts steht ein erneutes Aufgreifen relevanter Themen in den 40er Jahren gegenüber, in denen der Künstler die dargestellten Themen mit subtiler psychologischer Erfassung der Protagonisten neu deutet. Die Ausstellung lädt den Besucher ein, sich über kunsthistorische und technische Fragen hinaus mit den Bildinhalten zu befassen und damit in Rembrandts Gedankenwelt einzutauchen.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kunstvereins Apolda Avantgarde e.V. mit PONTE Wien. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien, das den überwiegenden Teil der ca. 75 gezeigten Werke zur Verfügung gestellt hat. Einzelne, ergänzende Leihgaben stammen aus anderen Sammlungen.

Bild: Rembrandt Harmensz van Rijn, Selbstportrait mit federgeschmücktem Samtbarett, Radierung, 1638, 13,4 x 10,3 cm, Wien, Akademie der Bildenden Künste, Kupferstichkabinett

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