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© Galerie VAN HORN, Düsseldorf

Der Kunstverein Gera führt in seiner Reihe „Collagen“ in einer Doppelausstellung zwei besondere künstlerische Positionen zusammen, die sich auf unterschiedliche Art mit den Fragen der menschlichen Identität auseinandersetzen.  

Annegret Soltau, der das Frankfurter Städel in diesem Jahr eine große Retrospektive gewidmet hat, zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen der feministisch inszenierten Fotografie und Body Art. Menschliche bzw. weibliche Fragen der Identität stehen dabei im Zentrum ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Ausgangspunkt ist dabei meist ihr eigener Körper, ihre eigene Biografie. In Werkgruppen wie Schwanger II, Mutterglück, Transgenerativ bzw. Generativ thematisiert sie zentrale weibliche Erfahrungen, die das kulturelle Diktum der weiblichen Schönheit, des Alterns und der Generationen in den öffentlichen Diskurs stellen. Sie entwickelt mit ihren Fotovernähungen eigene, innovative Techniken, in dem sie unterschiedliche Fotografien auseinanderreißt, um sie dann mit einem schwarzen Nähgarn wieder neu zusammenzufügen. Dabei fungiert der Faden als etwas Verbindendes, gar Heilendes, aufgerissene Wunden wieder Verschließendes. Die Werke von Annegret Soltau unterlagen immer wieder heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen, wurden aus Ausstellungen entfernt. Ihre Darstellungen wichen von etablierten ästhetischen Konventionen ab und wurden meist als provokant empfunden.  Mit ihrer eigenständigen, ausdrucksstarken Bildsprache hat sich diese Ausnahmekünstlerin heute als unverzichtbare Stimme der Gegenwartskunst etabliert.

Die Arbeiten, der in Duisburg als Tochter einer norddeutschen Mutter und eines westafrikanischen Vaters, geborenen Anys Reimann sind Auseinandersetzungen mit ihrer Identität als „Afropäerin“. Sie studierte bei Thomas Grünfeld in Düsseldorf Bildhauerei. In den Werken der Künstlerin geht es um Herkunft, um kulturelle Zusammenhänge. In ihren sogenannten Collage Paintings löst sie das aus alten Büchern, Hochglanzmagazinen und Fotografien gesammelte und sortierte Bildmaterial aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen heraus, trennt, ordnet und setzt es zu neu gesampelten Gestalten zusammen. Dabei mischt sie helle und dunkle Hautfarbe; es entstehen neue selbstbewusste, kraftvolle Wesen. Sie stellen sinnliche und eigensinnige Gegenentwürfe zu gewohnten Porträterzählungen dar. In den Arbeiten von Anys Reimann vereinen sich Identitäten und kulturelle Zuschreibungen auf einer neuen Bedeutungsebene zu kraftvollen, selbstbestimmten, unabhängigen Geschöpfen. Das Zusammenfügen verschiedener Materialien, Formen und diverser kultureller Erzählungen, sprechen für ein Verständnis, das Hybridität als wesentliches Element der Identitätsentfaltung versteht.

Beide Künstlerinnen sind anwesend.

Der Kunstverein freut sich auf Ihren Besuch!

vom 29. August bis 18. Oktober 2025

Öffnungszeiten: Fr – Sa, 15-18 Uhr oder nach Vereinbarung

Bild: Anys Reiman, BLACK TULIP – Monika Schnetkamp Collection, ©Galerie VAN HORN, Düsseldorf