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Das Ausstellungs- und Sammlungszentrum der ostdeutschen Karikatur, das SATIRICUM im Greizer Sommerpalais, feiert in diesem Jahr seinen 50 Geburtstag. Ab 21. Juni wird das Jubiläum mit einer Ausstellung gefeiert.

Dabei gab es einige Wackelpunkte sowohl in der Gründungsphase als auch in der späteren Geschichte des Museums. Nachdem vom damaligen Greizer Museumsdirektor Werner Becker und dem Vorsitzenden der Sektion Karikatur im Verband Bildender Künstler der DDR, Harald Kretzschmar, der Vorschlag unterbreitet wurde, auch im Arbeiter- und Bauernstaat ein Karikaturmuseum einzurichten, war es zunächst noch unsicher, ob auch Greiz als Standort den Zuschlag bekommen würde. Im Kulturministerium der DDR hätte man die Einrichtung zunächst lieber in Berlin, Leipzig oder Dresden gesehen. Doch es gab zwei Argumente, die die Kulturfunktionäre schließlich überzeugten: In der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz gab es bereits einen Bestand an historischen Karikaturen, insbesondere aus England und Frankreich, mit klingenden Namen wie denen von Henry William Bunbury (1750-1811), James Gillray (1757-1815) oder Honoré Daumier (1808-1879).

Nicht unwichtig dürfte aber auch die Warnung vor den politischen Auswirkungen der Karikatur gewesen sein, wenn diese den zugebilligten geringen Freiraum an „konstruktiver Kritik“ allzu großzügig interpretierte. Im „provinziellen“ Greiz hätte man unauffälliger entsprechende Werke aus einer Ausstellung entfernen können als in den wesentlich größeren Metropolen. Zudem gab es in Greiz mit dem Sommerpalais ein Museum, in dem man mit dem Medium und der Ausstellung von Papierarbeiten vertraut war.

Nach einer ersten größeren Ausstellung 1978 setzten zwei Jahre später die Greizer Biennalen ein, die auch unabhängig von der nicht zentralen Lage der Stadt Greiz ein riesiges Publikum anzogen. Ähnlich wie die Kabaretts oder das Satire-Magazin „Eulenspiegel“ übernahm das Museum fortan eine Rolle zwischen erlaubter, kanalisierender Kritik und Ventil für Unzufriedenheit. Aber mit jeder Ausstellung traten die Unzulänglichkeiten des real existierenden Sozialismus deutlicher zutage, da Veränderungen des Systems kaum erkennbar waren.

Das Alleinstellungsmerkmal des einzigen Karikaturmuseums in Ostdeutschland wurde auch in den Jahren der Wende erkannt. Glück für Greiz, denn eine Expertengruppe sprach sich im Zuge der Festlegung von Leitlinien einer eigenen Kulturpolitik im neuen Freistaat Thüringen gegen ein zentrales Landesmuseum aus. Die institutionelle Förderung einer Reihe von Museen mit überregionaler Strahlkraft war die Folge – das Greizer Sommerpalais gehörte nicht zuletzt wegen seiner Karikaturensammlung dazu.

Nachdem die Trägerschaft des Museums vom Landkreis übernommen wurde, fand 1994 die erste Triennale der Karikatur statt – zum ersten Mal offen für Zeichnerinnen und Zeichner aus den alten und den neuen Bundesländern. Und inzwischen findet die Greizer Triennale auch Beachtung unter Künstlern aus Österreich und der Schweiz.

Die Jubiläumsausstellung zeigt Werke aus 50 Jahren Sammlungstätigkeit, darunter die Originalzeichnungen von Bildikonen, die ins kollektive Gedächtnis eingegangen sind. Zu sehen sind etwa 100 Werke, darunter auch neue Blätter, die Vertreter der satirischen Zeichenkunst eigens zum Jubiläum eingesandt haben.

Bild: Barbara Henniger (geb. 1938): „Schreckliche Mauer“, um 2001