WeihnachtshistorieWeihnachtshistorie

Am Samstag, dem 6. Dezember 2026, um 17 Uhr öffnen sich die Türen der Köstritzer Kirche für ein außergewöhnliches Konzert im Rahmen von „40Jahre Heinrich-Schütz-Haus“: Arno Paduch hat für sein Johann Rosenmüller Ensemble und zahlreiche Sänger die Fassung der Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz spartiert, wie sie in der Bibliothek in Uppsala, Schweden, liegt – das wird ein Klangrausch der besonderen Art!

1660 dürfte zu Weihnachten in der Schlosskapelle die „Historia der freuden- und gnadenreichen Geburt Gottes und Marien Sohnes Jesu Christi“ von Heinrich Schütz in Dresden uraufgeführt worden sein. 1664 erschien die Evangelisten-Partie – und nur diese – im Druck. Die anderen konzertierenden Teile, der Eröffnungs- und den Schlusschor sowie die acht Intermedien wurden nicht gedruckt, da Schütz der Meinung war, „daß außer Fürstl. wohlbestälten Capellen/solche seine Inventionen schwerlich ihren gebührenden effect anderswo erreichen würden“. Um Kopien dieser konzertierenden Sätze konnte man sich beim Thomaskantor in Leipzig oder beim Organisten der Dresdner Kreuzkirche bewerben, oder man solle eigene Sätze komponieren, die dem Niveau des „vorhandenen Corpus Musicum“ entsprechen.

In der Folgezeit überarbeitete Schütz die Weihnachtshistorie mehrfach, so dass uns drei ganz verschiedene Quellen zu diesem Werk vorliegen: 1. der Erstdruck der Rezitative von 1664, 2. eine fast vollständige handschriftliche Fassung in der Universitätsbibliothek zu Uppsala, wobei vom Eröffnungschor nur die Continuo-Stimme vorhanden ist sowie 3. Teile der Intermedien einer Berliner Fassung, die heute in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt werden und die sich z.T. erheblich von den Fassungen in Uppsala unterscheiden. Welche dieser Sätze nun Früh- oder Spätfassungen sind, ist in der Musikwissenschaft umstritten und wird sich ohne weitere Quellenfunde auch nicht klären lassen. Vollkommen klar ist allerdings, dass die heute übliche Fassung in der die der Weihnachtshistorie aufgeführt wird unhistorisch ist, da in ihr die Rezitative des Erstdrucks mit den Chören und Intermedien aus Uppsala kombiniert werden und somit eine Fassung geschaffen wird, die es im 17. Jahrhundert so nicht gegeben hat. Im Konzert am 6. Dezember wird das Johann Rosenmüller Ensemble die Weihnachtshistorie konsequent nach der Fassung in Uppsala aufführen.

Moderne Aufführungen ignorieren in der Regel auch Schütz’ Anweisungen das Werk „doppelchörig“ aufzuführen, indem der Evangelist eine eigene Continuo-Gruppe zugewiesen bekommt und getrennt von den anderen Musikern stehen soll. Auch dies ist in der Uppsala-Fassung ausgearbeitet und so bekommen die Zuhörer in diesem Konzert die Möglichkeit eine authentische Fassung der Weihnachtshistorie zu hören, die so höchstwahrscheinlich auch von Schütz autorisiert war. Daneben erklingen Vokalwerke von Johann Rosenmüller, der von Schütz gefördert wurde, und die originale Fassung des „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt, das ebenfalls heut fast nur in einer gekürzten Version aus den 1930er Jahren gesungen wird.

Für die Weihnachtshistorie sind viele Sänger und Instrumentalisten für die Intermedien und handelnden Personen nötig: Heidi Maria Taubert und Caroline Jacob, Sopran, Christoph Dittmar, Alt, Georg Poplutz, Johann Winter und Fridolin Wissemann, Tenor, sowie Felix Schwandtke, Bass, werden erwartet sowie Mitglieder des Kammerchors St. Jacobi Göttingen. Dazu gesellen sich die Instrumentalisten des Johann Rosenmüller Ensembles und Arno Paduch zeichnet für Konzeption und Leitung verantwortlich! Die rechte Einstimmung für eine außergewöhnlich Advents- und Weihnachtszeit! Kartenreservierungen nehmen wir sehr gerne unter Telefon: 036605/2405 entgegen!

Ein besonderer Dank an alle Finanzgeber: Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V., die Sparkasse Gera Greiz, die Köstritzer Schwarzbierbrauerei, das Landratsamt Greiz sowie die Schütz-Akademie e.V.